Titel-DOA-Besonderheiten

Eine besonders interessante Eigenart der deutsch-ostafrikanischen Interimsnoten sind die so genannten Datumszeilen und Briefköpfe. Während auf den 1 Rupien Interimsnoten nur die Datumszeilen vorkommen, findet man auf den Buschnoten auch noch die Briefköpfe des jeweils verwendeten Geschäftspapiers. Bedingt durch die Papiernot in der Kolonie wurde jegliche Art von Papier zum Notendruck verwendet. Die größten Bestände an weißem Papier fanden sich in Form von Kanzleibögen, dem Geschäftspapier der Verwaltung des Schutzgebietes. Diese enthielten links oben einen Briefkopf mit dem vorgedruckten Absender sowie rechts eine Datumszeile in der handschriftlich das Briefdatum eingetragen werden konnte.

Briefbogen

Kanzleibogen des kaiserlichen Bezirksamtes mit Briefkopf Typ BK7 und Datumszeile Typ 3 in aufgefaltetem Zustand. Größe etwa zwei DIN A4 Blätter. Dieser Bogen aus der Kriegszeit soll beispielhaft für die verwendeten Druckbogen mit Briefkopf stehen.

Oben abgebildeter Kanzleibogen zeigt deutlich den Aufbau des Briefbogens. Bereits während der Fertigung der 1 Rupien Interimsnoten wurden solche Kanzleibögen verwendet. Hier scheint es so gewesen zu sein das der obere Streifen des Bogens abgeschnitten wurde, da von diesen Ausgaben keine Briefköpfe bekannt geworden sind. Mit zunehmender Papierknappheit begann man Kompromisse einzugehen und zumindest den rechten Teil des oberen Randstreifens zu nutzen. Dadurch entstanden die Noten mit den so genannten Datumszeilen.

Briefkopf-Datumszeile-SerieS3

Interimsnote Serie S3 mit Datumszeile Typ 2. Durch Dezentrierung des Briefbogens beim Druckvorgang wurden links Teile des Briefkopfes des Kaiserlichen Hauptzollamtes (Typ BK14) abgedruckt. Die Note mit dem eigentlichen Briefkopf wurde bei den Interimsnoten nicht für den Verkehr ausgegeben. 

Insgesamt kommen bei den Interimsnoten 5 Haupttypen an Datumszeilen vor.

Datumszeile-Typ2
Datumszeile-Typ1
Datumszeile-Typ-2
Datumszeile-Typ-1

Typ 2 punktierte Linie, “den” groß und breit

Typ 1 nur punktierte Linie, ohne “den” in der Zeile

Datumszeile-Typ3
Datumszeile-Typ-3

Typ 3 punktierte Linie, “den” klein und schmal

Datumszeile-Typ4
Datumszeile-Typ5a
Datumszeile-Typ-4
Datumszeile-Typ-5

Typ 4 punktierte Linie, “den” in Fraktur ohne Komma

Typ 5 punktierte Linie, “den” in Fraktur mit Komma

Mit Auslaufen der Interimsnoten und Einführung der Buschnoten verschärfte sich die Papierknappheit zusehens. Nun ging man dazu über auch die links neben der Datumszeile befindlichen Briefköpfe auf den Noten zu dulden und in den Umlauf zu geben.  Bei nachfolgendem Paar ist es gelungen einen kompletten Briefbogenkopf zu rekonstruieren. Auf der Briefkopfnote (links), haben sich noch die ersten Punkte der Datumszeile mit abgedruckt, dadurch lässt sich die Note mit der Datumszeile exakt ansetzen und zeigt so die obersten beiden Scheine, die aus einem Briefbogen gewonnen wurde.

Buschnote-Briefkopf-Datumszeile1

komplette Kopfzeile eines Kanzleibogens mit Briefkopfnote und Datumszeile

Von diesen Briefköpfen sind insgesamt 17 verschiedenen Varianten bekannt. Nachfolgende Übersicht zeigt jeweils die zur Bestimmung wichtige Überschriftszeile mit der von mir vergebenen Typbezeichnung  

Briefkopfnoten-übersicht1

Nachfolgend einige Beispiele für Briefköpfe verschiedener Dienststellen:

 

Kaiserliche Bezirksnebenstelle

Briefkopf-6
Briefkopf-5

Briefkopf der Kaiserlichen Bezirksnebenstelle, links Typ BK2, rechts Typ BK 1

Kaiserliches Bezirksamt

Briefkopf-3a1 Briefkopf-4a
Briefkopf-4

Briefkopf des Kaiserlichen Bezirksamtes, links oben Typ BK3a, rechts oben Typ BK4b unten Typ BK7

Kaiserliches Zollamt

Briefkopf-11
Briefkopf-11-Zoll mikindani

Briefkopf des Kaiserlichen Zollamtes Typ BK11

Vincenti Fotografie des Zollamtes Mikindani an der    Grenze zu portugiesisch-Ostafrika

Zum Zeitpunkt der Entstehung der Buschnoten hielt die deutsche Schutztruppe nur noch einen kleinen, im äussersten Südosten des Schutzgebietes gelegenen Zipfel der Kolonie. Bei dem oben gezeigten Schein mit dem Briefkopf des Kaiserlichen Zollamtes kommen hierfür die Zollämter Kilwa, Mikindani und Kionga in Frage. Insbesondere Mikindani und Kionga, beide südlich von Lindi gelegen, waren Ende 1917 noch in deutscher Hand. In Lindi, als Bezirkshauptstadt, befand sich eins von fünf Hauptzollämteren der Kolonie, diese verwendeten jedoch einen eigenen Briefbogen mit der Aufschrift Kaiserliches Hauptzollamt. Somit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die beiden bekannten Briefkopftypen “Kaiserlichen Zollamt”  aus Mikindani und Kionga stammen. 1911 hat der Fotograf Vincenti aus Daressalam ein Bild des Zollamtes in Mikindani angefertigt. Aus diesem Zollamt stammen unter anderem Teilmengen des für die Banknotenherstellung verwendeten Papiers.  

Neben den gezeigten Briefköpfen kommen auch die Datumszeilen auf Buschnoten vor. Insgesamt etwas seltener wie die Briefköpfe (nicht jeder Briefbogen hatte eine Datumszeile, aber immer einen Briefkopf) sind sie jedoch etwas geringer bewertet. Dies mag nicht zuletzt in der höheren optischen Attraktivität der Briefkopfnoten liegen. 

Buschnote Typ1-RS
Datumszeile-Typ3-Busch1
Datumszeile-Typ4-Busch
Datumszeile-Typ5-Busch1

Datumszeilen in verschiedenen Typen: Oben Typ 1, Mitte Links Typ 3, Mitte rechts Typ 4 unten Typ 5

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